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Lieber Jens,
auch für Dich ein paar Antworten.
zu 1) "die Mitarbeiter entscheiden, kein Buzzword"
Wenn ihr in der Branche erst jetzt merkt, dass sich Box, Dropbox, Evernote und andere in das Feld der "Digital-ECM-EIM-ContentServices-Workplace" aufgemacht haben, dann tut es mir leid. Kurz aufgeschreckt zu sein langt hier schon seit Langem nicht, wenn man sieht wie die "großen Anbieter" (IBM, HP, Oracle etc.) das klassische Thema "ECM" aufs Abstellgleis schieben. Die Frage ist hier, in Bezug auf das beschriebene Meeting, doch eher, wollen sich die Anbieter noch als eine Branche verstehen und hilft es unter einer gemeinsamen Botschaft aufzutreten? Die Fahne für ECM weiter hochzuhalten ist angesichts der Situation in Deutschland - haben wir oft genug diskutiert - nicht ausreichend. Die nachrückenden Generationen kennen weder ECM noch meinen sie es zu brauchen.
zu 2) "Services statt ECM"
Meine Kritik am Begriff "Services" ist bekannt und in diesem Thread und einigen Vorträgen nachlesbar. Services, Dienste, waren immer wesentlicher Bestandteil des ECM-Konzeptes - aber eben nur Bestandteil. Als Berater sind mir Strategien, Methoden, Umgang mit Menschen und Prozessen, wichtiger als nur "Services". Zumal hier immer noch geklärt sein muss, ob es technische Services sind (wie Gartner und Forrester dies abgrenzen) oder Dienstleistungen, denn da gibt es bereits eine ganze Branche die im Web Content Management Content Services erbringt. Die Reduktion auf Services ist für mich ein Rückschritt. Und wie meinte Gartner so schön, "Content Services" ersetzt nicht ECM, es ist etwas Neues, da ECM tot ist. So zumindest Woodbridge.
zu 3) "Marketing"
Auf die Begrifflichkeit der Endanwender - z.B. Archivierung, Dokumentenmanagement & Workflow - habe ich bereits mehrfach hingewiesen. Aber für die meisten "ECM"-Anbieter reicht dies nicht, wenn man sich auf internationalem Terrain bewegt. Also bleibt auch der Bedarf nach internationalen Botschaften. Dort begrifflich Gängiges wie "Records Management" wird auch überleben. Rückbesinnung auf die klassischen deutschen Begriffe allein wird nicht reichen. Und hier nun auf den neuen Begriff "Workplace", "Arbeitsplatz 4.0", "Digital Workplace" oder wie auch immer zu setzen, ist auch eher fragwürdig. Das, was ECM an Funktionalität beiträgt, ist nur ein kleiner Teil des elektronischen Arbeitsplatzes. Den werden funktional auch weiterhin eher Unternehmen wie Microsoft besetzen. Aus der ECM-Funktionalität werden da - wie von mir seit inzwischen Jahrzehnten beschrieben - nur nur Dienste im Untergrund der Software werden. Viel Visibilität für den Anbieter oder gar die Branche bleibt da nicht übrig. Und die Problematik für die Marketing-Abteilung beschreibt ja gerade der Beitrag von Herrn Wolf oben - noch mehr Begriffswirrwarr.
Deine Alternativen ... wo es natürlich noch viel mehr gibt ...
zu (1) Man sollte zumindest klären, ob man sich überhaupt noch als Branche sieht. Nach der Messe kann man dann nämlich auch die bisherigen Verbandskonstrukte und Fachzeitschriften einfach einstampfen und was ganz Neues machen. Oder sich anderen Initiativen, die hier längst unterwegs sind, anschließen. Wir haben uns daher bei PROJECT CONSULT auf einen Oberbegriff geeinigt, der beständig ist und nicht nur technologisch gedacht wird: Information Management. Kann man gut finden, kann man mitmachen, muss man aber nicht :)
zu (2) "Digitalisierung" ist auch so ein Schlagwort für Alles und Nichts. Ich schätze, dass wird sich nie richtig mit Leben füllen lassen und auch irgendwann totlaufen. Wichtig wäre dann natürlich erstmal zu definieren, welche Rolle, welche Bereiche man denn aus unserer bisherigen Anbieter- und Angebotslandschaft man dort im weiten Feld "Digital Transformation" oder "Digitalisierung" denn besetzen will. Übrigens Digitalisierung, vom Ursprungsbegriff her, ist Analoges in Digitales wandeln ....bei ECM also Scannen ... :) . Digitalisierung umgangssprachlich meint etwas oder mehreres ganz Anderes. Wenn es denn hier begrifflich der Digital Workplace als Bestandteil von Digitalisierung sein soll - bitte. Nur wie viele werden nun wieder diesem Schlagwort folgen?
Deinem Hinweis "Es ist keine einfache Aufgabe, für Gartner, AIIM, BITKOM, etc, sowie Betrachter des Marktes, wie Uli, dafür eine plausible Begrifflichkeit zu finden, um die Lösungen damit einsortieren und bewerten zu können." könnte man auch entgegnen, lasst uns irgendwas was Abstraktes finden, wie z.B. heute "Cloud" oder seinerzeit "Web 2.0" und damit einfach alle gemeinsam loslaufen. Content Services wie auch Digital Workplace sind allerdings für so etwas zu sperrig. Ach, und ist das "Bewerten" letztlich das Entscheidende um damit Märkte, Kategorien, Lösungen zu definieren?
Uli Kampffmeyer
P.S. Ach ja, Jens, noch eines ... ich meine es wirklich "böse" ;)
P.P.S. mit "Dokuemntenmanagement" wirst Du aber nicht bei Google gefunden ...