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Ja, das ist schon alles blöd gelaufen für die ECM Hersteller.

Da haben sie tolle Dokumentenmanagement-Systeme gebaut, mit Workflows aufgerüstet, manche kommen sogar mittlerweile mit Daten zusätzlich zu Content oder gar mit Daten ganz ohne Content gut zurecht.

Da wollte man doch endlich mal Enterprise-wide die zentrale Plattform für ... *alles* ... werden. Hat aber nicht geklappt, es werden meistens Fachabteilungslösungen damit gemacht. Frustrierend, dass die Kunden das Enterprise in ECM einfach nicht verstehen wollen, wo wir doch so gern mehr Enterprise Lizenzen verkauft hätten!

Nun, liebe ECM Kollegen, wenigstens sind wir mit dem Frust in guter Gesellschaft, denn das E in ERP wollen die meisten Kunden bei den meisten ERP-Systemen auch nicht so recht einsehen ('mal ehrlich, seit wann ist die Buchhaltung das Enterprise ;-)?).

Also müssen wir Dokumentenmanagement und Vertragsverwaltung weiter bewerben, obwohl wir doch soooo viel mehr sind und können, alles nur wegen der uneinsichtigen Kunden (das tut weh). ECM müssen wir auch noch bewerben, wir wollen das ja sein, wir sind doch kein altmodisches und eingeschränktes Dokumentenmanagement!

Dann kommt der Kampffmeyer einfach daher und sagt, ECM wäre garnicht mehr genug, es bräuchte auch Workflow und Collaboration und der Fokus auf Content sei auch viel zu kurz gesprungen, Daten müssen auch dazu und man sollte auch lieber von Information reden, und blöderweise hat er eigentlich recht gehabt.

Aber warum muss er das denn sagen, denken wir ECM Hersteller, wir haben ja Workflow und Collaboration längst drin in unseren ECMs und dass wir Daten nicht richtig können, das stimmt ja garnicht, überhaupt nicht, nie und nimmer. Und Kampffmeyer macht weiter und nennt das EIM. Damit wird EIM irgendwie definitorisch viel mehr und viel besser als ECM. Das ist jetzt aber richtig blöd gelaufen für die ECM Hersteller. Das können wir doch alles schon, also sind unsere ECM natürlich in Wirklichkeit EIM, rufen alle! Aber EIM will man sie auch nicht benennen, weil die Kunden ja noch nicht mal verstanden haben, was ein ECM besser als ein Dokumentenmanagement macht.

Also müssen wir jetzt bewerben, dass wir ein ECM haben, dass natürlich Dokumentenmanagement macht, für Vertragsmanagement das richtige ist, Worflow und Colloboration hat, mit Daten und Content umgehen kann und mit Informationen (was war nochmal der Unterschied?) und deshalb auch ein EIM ist. Ja, dieses Chaos bewerben Sie jetzt 'mal als Hersteller, Her Kampffmeyer, und daran sind nur Sie Schuld!

Und das, wo wir doch eigentlich viel lieber viel mehr Enterprise machen (verkaufen) würden. Was für ein Glück, dass der erfinderische Herr Kampffmeyer wenigstens noch Enterprise drin gelassen hat.

Und als ob das immer noch nicht genug wäre, jetzt kommt Gartner an und sagt, Enterprise hat nicht geklappt, alles muss kleiner gedacht werden, wir sollten Enterprise jetzt weglassen und auch garnicht mehr solche Boliden-ECM bauen, sondern Services. Content Services.

Das finde ich eigentlich sogar inhaltlich und sachlich alles im Wesentlichen klug und auch realitätsgerecht.

Bis auf die Sache mit der Terminologie. Das musste doch nicht sein, Gartner! Denn wenn Gartner schreibt, "ECM is dead, long live Content Services", dann wollen wir Hersteller doch wohl nicht mehr zu dem toten Club gehören, der das tote Zeugs herstellt und verkauft, sondern zu dem Content Services Zeugs, dass lebt und deshalb ist es doch auch irgendwie moderner und besser, oder?

Jetzt wird es aber richtig doof für unser Marketing. Denn jetzt müssen wir sagen, dass wir ein ECM haben, dass natürlich Dokumentenmanagement macht, für Vertragsmanagement das richtige ist (weil die uneinsichtigen Kunden immer noch danach suchen), Worflow und Colloboration hat, mit Daten und Content umgehen kann und mit Informationen und deshalb eigentlich ein EIM ist, und natürlich in Wirklichkeit ein Content Services Dings ist.

Wir werden das aber nicht machen. Wir werden unser enaio jetzt Information Services nennen und dem Herrn Kampffmeyer endlich 'mal zuvor kommen. So!

Wir würden die Information Services übrigens am liebsten als Enterprise Lizenz verkaufen - ich sage das nur, falls jemand Interesse hat. Die Repositionierung ist natürlich nicht ganz leicht für's Marketing. Zum Glück gibt es qualifizierte Beratung, wie man so ein Chaos jetzt richtig als Content Services positioniert. Von Gartner :-)